Ein Wald im Mai

Ein Wald im Mai.
Hier spukt mein ganzes Leben. *

Ein halber Baum,
Umgarnt mit Moosgekrieche.
Die Tropfen zählen
Blätter, um zu landen.
Am hellen Grün
Da fingert Schwarzes rum.
Die Fülle luftet
Lieder aller Vögel.
Wald meistert
Wette für die Bowle.
Mich atmet Duft
So leicht wie fast vergessen.

Ein Wald im Mai.
Hier spukt mein ganzes Leben.*

*Thomas Tranströmer

Sommer im Süden

 

Im steinernen Haus
mit Bogen und Säulen
schauten die Fenster
zum See hinaus.

Schillernde Eidechsen,
Gras bis ans Kinn
und oben im Baum
Aprikosen.

Ich darf mir greifen
die flaumige Weiche,
mit roten Wangen
und schwerem Duft.

Die Zähne vergraben
im warmsüssen Saft,
mit geheimer,
trockener Note.

 

Impuls: #frapalymo: in dem Apfelbaum meiner Kindheit

 

Handharmonika Zeit

Dieses Gedicht sollte sich ursprünglich ganz anders entwickeln. Dann vergass ich vor lauter verdichten der Zeit, aus dem Bus zu steigen und die Zeit – lesen sie selbst:

Erst knapp und eilig
dann wieder zu früh,
sitzend wartend
und schon wieder los
hetzen, wetzen
um endlich
irgendwo
ganz still
zu sein.

Ich falte, ziehe und stosse die Zeit
gerade so wie es mir gefällt.
Formlos lässt sie es sich gefallen,
graviert ihre Spuren zum Dank auf uns allen.

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Früher Gesang

Nachtschatten schwächelt
Ein Vogel erwacht
Streckt seine Flügel
Schüttelt die Federn
Hebt an zum Gruss

Sonne, willkommen!

Ein Gruss genügt nicht
Eine Hymne der Hoffnung
Auf Leben und Licht
Das Dunkel erblasst

Die Amseln im Dorf sind alle erwacht
Jubeln und jauchzen das Ende der Nacht
Und die Sonne, den Tag, den neuen Anfang
Herbei

Alles Dunkel verblasst.