Vom Heller

Ich hocke tief im dunklen Keller
liebkose meinen letzten Heller.
Er ist mein Schatz, mein hohes Gut,
schenkt Trost und Wärme meinem Blut.

O Heller mein, verlass mich nimmer!
Bleib bei mir hier im kalten Zimmer.
Versprich mir Suppe und Omeletten,
oder Pommes mit Koteletten.

O Heller mein,
golden, klein,
lass mir nen Wunsch
erfüllet sein!

Heller mein, Heller mein.

Wie ich erwach in meinem Keller,
da scheint die Welt mir deutlich heller.
Die Sonne blitzt durchs Kellerfenster,
oder sind das bloss Gespenster?

O Heller mein, komm lass uns schnelle
verlassen diese düstre Zelle.
Lass uns nach Strauch und Blume suchen
und rasten unter grünen Buchen.

O Heller mein,
golden, klein,
lass mir nen Wunsch
erfüllet sein!

Heller mein, Heller mein.

Komm, lass dich nieder in dem Grase
und trink mit mir ein kleines Glasel.
Rühr den Heller in dem Tranke
drei mal um, dann geh und danke.

O Heller mein, nun wird aus Schaum,
im Glase Rauch und rosa Traum!
Er webet Gold und rosa Mund
Welch süsser Kuss beschliesst die Stund.

Heller mein,
golden, klein
der Wunsch ist wahrlich
worden mein.

Heller mein, Heller mein.

Beitrag 29 zur Lyrikwoche #frapalymo von paulchenbloggt.de bzw. @FrauPaulchen@twitter.com

„Schreibt ein Kitschgedicht“

Postkarte II

Liebe Mama

Hier ist es lustig, laut und bunt,
(nur fehlt mir leider sehr der Hund).

Wir haben Spass in all dem Trubel,
(doch ich vermiss den schwarzen Pudel).

Der Niki hat nen Wespenstich,
eventuell vermisst er dich.

Dein Sohnemann aus Amsterdam

Nachschlag zum Lyrikmonat #frapalymo von paulchenbloggt.de / @FrauPaulchen@twitter.com

Rabe

Du,
weisst du, wie ein Rabe schreit?
Wie er einer Kleinigkeit
insgeheim Gewicht verleiht?

Du,
weisst du, wie er die Sekunde,
krächzend dehnt zu einer Stunde
scheinbar mit der Zeit im Bunde?

Du,
weisst du ob er junge Tage
wiederschenken kann? Dann frage
ihn um leichte, frohe Gabe.

Du,
weisst du ob er Hoffnung gibt,
dass Zeit, in der man sich bekriegt,
vergessen wird und man sich liebt?

Nimmermehr.

Der Impuls von paulchenbloggt.de bzw. @FrauPaulchen@twitter.com für das Gedicht am 27. November des #frapalymo lautet: „gleiche anfangszeile für alle – beginnt eure texte alle mit: „du, weißt du, wie ein rabe schreit“ – nach der anfangszeile des gedichts „du, weiß du“ von selma meerbaum-eisinger.

Geheimnis Hoffnung

Hoffnung
Geheimnis

heissen
verhüllt, versteckt

der Seidenfaden
ganz unerhört
die Spinnwebe
ungesehen

die dem Seiltänzer
manchmal stört
der Gratwanderin
Ungewollt

den Hauch
und doch zuletzt
von Halt
gedankt

reichen
das Leben hängt
um den tosenden
halt doch gewollt

Gewichten
hassgeliebt
Gerichten

an dir
die Waage zu halten

Impuls zum Beitrag 26 im Lyrikmonat #frapalymo von paulchenbloggt.de bzw. @FrauPaulchen@twitter.com

„schreibt ein cento“

Der Cento ist aus meinem allerersten Gedicht für den #frapalymo 2015 „Geheimnis“ und dem vom 8.11.2018 zusammengefügt.

Brüchige Seelen

Endlich wieder
in Ruhe Essen
sicher Schlafen
die Kinder geborgen

Nie wieder
vom Tisch in den Keller
in Albträumen wach
die Kinder verstummt

Heute wieder
scheele Blicke in deine Teller
giftige Worte in deine Ohren
die Kinder einsam

Mit langen Fingern
holt der Alb uns ein
zerbröselt brüchige Seelen

Nein!

PS: Davon träume ich, dass mein Schulzimmer, noch besser meine Gegenwart, für brüchige Seelen von Kindern und Eltern ein sicherer Ort wird.

Beitrag zum Lyrikmonat #frapalymo von paulchenbloggt.de bzw. @FrauPaulchen@twitter.com zum Impuls „Flucht und Asyl“

Ein Rest

Einsicht, glasklar
durchflutet die Traumwelt,
die sachte zernebelt.
Haschen nach fliehenden Schwaden
verwischt ihre Spuren,
die Sicht wird klar.
Aus dem warmen Kissen der Duft,
wie einfach es war.

Beitrag 23 zum Lyrikmonat #frapalymo von paulchenbloggt.de, bzw. @FrauPaulchen@twitter.com