Unterschätzen Sie niemals

Einer der grossen Fehler, die Sie in der Küche machen können, ist es, den Salat stiefmütterlich zu behandeln.

Unterschätzen Sie niemals den Salat!

Salat ist mehr als Raufutter für Kaninchen und Wiederkäuer. Der Salat spielt in der Menüfolge eine zentrale Rolle.

Als Entrée gibt er zunächst den Appetizer, nach der Suppe übernimmt er die Aufgabe, auf den Hauptgang einzustimmen und das Menü als Ganzes zusammenzuhalten. Dies gelingt ihm, indem er gleichzeitig verbindet und kontrastiert.

Nach einer cremigen Suppe oder als Entrée regt ein knackiger Salat den Appetit auf die folgenden Gänge an. Knackig kann das Salatblatt an sich sein, wie der Eisbergsalat, oder begleitende Zutaten wie Kerne oder geröstete Brotwürfel. Mischen Sie etwa drei Salatarten miteinander, die sie sich in Konsistenz, Farbe und Form unterscheiden. Das erfreut das Auge und den Gaumen.

Zum Anrichten des Salates möchte ich nicht viele Worte verschwenden. Ob sie jedem Gast einen Salatteller richten oder ob Sie die prächtige Salatschüssel herumreichen lassen, ist teils eine Frage der Anzahl Gäste und teils des persönlichen Geschmacks.

Nachdem Sie den Salat in Teller oder in die Schüssel gegeben haben, kommt der grosse Augenblick der Salatsauce. Sie soll neben dem erfrischenden knacken des Salates mit seidiger Konsistenz überraschen. Je knackiger der Salat, umso seidiger die Sauce. Damit die Sauce seidig wird, gilt es zu rühren, zu rühren und zu rühren.

Mit ihrer Säure, den Ölen und den Gewürzen lehnt die Salatsauce sich einerseits an das Thema des Menüs an und setzt gleichzeitig ihre eigenen, zum Salatblatt passenden Akzente. Überraschen Sie! Und unterschätzen Sie nie wieder den Salat.

Aus der Küche geflunkert habe ich dieses Lied auf den Salat. Sollte Ähnliches schon veröffentlicht worden sein – tut mir leid, ich habe es nicht gelesen. Aber das Schreiben hat unheimlich Spass gemacht.

Der Text ist ein Beitrag zum Schreibprojekt abc.etüden von Christiane.

Angezählt

Eine erste abc-etüde für die Wochen 02/03 auf die Schreibeinladung von Christiane. Die Aufgabe lautet, drei vorgegebene Wörter (Abfallglück/Verfallsdatum/unschuldig) in einen Text mit maximal 300 Wörtern zu verschreiben.

Angezählt

Unschuldig trödelt sie vor der Einfahrt zur Tiefgarage herum, dort wo in wenigen Minuten die Container des Einkaufszentrums zu stehen kommen. Die Hände in den Taschen, die Schultern zu minimaler Oberfläche zusammengezogen. Sie ist angezählt. Der Arzt hat ihr etwas wie ein Verfallsdatum eröffnet. Noch zwei, drei Monate. Arbeiten geht schon lange nicht mehr, freuen auch nicht. Es bleibt der abendliche Kleinkrimi um den Gewinn von einem kleinen Abfallglück. Etwas Spannung, etwas List, etwas Lust auf anderes als Brot und Suppe. Solange sie noch selbstständig auf die Strasse kann. Später wird man sie am Tropf durchfüttern. Bis, na ja.

Alltag – Januar

Nach der Knieoperation fühle ich mich dem Alltag fern. Zwar werde ich morgen mit der Arbeit beginnen, aber selbst gehen kann ich noch nicht richtig alltäglich.

Alltäglich geblieben ist der erste Blick aus dem Ostfenster.

Die Krähen in der Kiefer
begrüssen die Krähen hinter dem Haus.

Elstern mischen sich schimpfend ein.

Der Himmel, noch dunkel,
lässt das Wetter nur ahnen.

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Ein Beitrag zum Projekt von Ulli Gau zum Thema Alltag.
https://cafeweltenall.wordpress.com/2018/10/19/alltag-eine-idee/

Alltag – eine Idee

Als ich anfing, mich mit dem Wesen des Alltags zu beschäftigen, ging es mir schlecht. Ich litt unter der vermeintlichen Belanglosigkeit meines Lebens. Zwischen der Wäsche und den Mahlzeiten von drei kleinen Kindern und meinem beschäftigen Gatten fühlte ich mich völlig vergraben.

Der Werbeslogan eines Fernsehsenders gab mir den Rest: Bei uns sehen sie Filme, die spannender sind, als das Leben.

Im Innersten wusste ich, dass der Alltag das eigentliche Leben ist. Er besteht aus sich wiederholenden Abläufen, die das Überleben sichern. Dazu braucht es Schutz (ein Dach und Kleidung), Nahrung und Zuwendung. So einfach ist das.

Aber wissen hilft nicht, wenn du ausgehungert bist nach – nach was? Bach einem eigenen Leben unabhängig von meiner Funktion für andere (Mutter von, Frau von).

Zum Glück fand ich einen Weg, der zahlbar und zeitlich zu handhaben war: Ich begann mit dem Studium von Soziologie und Sozialen Verhaltenswissenschaften an der FernUniversität in Hagen.

Auch das Studium gab mir Gelegenheit, mich mit Alltäglichem auseinander zusetzen.

Seither begleitet mich die Frage nach dem Alltag. Was ist Alltag? Wie bewältige ich das, was alle Tage wiederkehrt? Wie gebe ich dem Alltag Bedeutung?

Die Bloggerin eulenschwinge (eulenschwinge.wordpress.com) machte heute auf eine Idee von Ulli Gau aufmerksam, den Alltag vorzustellen. Hier die Idee:
https://cafeweltenall.wordpress.com/2018/10/19/alltag-eine-idee/

Zwar bin ich schon zu spät für das erste Januarwochenende, aber was solls. Es ist mein Thema. Gerne lasse ich mich dazu einladen.

Der eigentliche Beitrag folgt.

Fenster auf

Fenster auf
die Türen auch

Kalter Wind fegt
Haus und Atem klar

Glockengeläut ruft Hoffnung
auf ein gnädiges Jahr

Möge das Licht immer wieder
die Nächte vertreiben

Mögen wir beide,
du, meine Zeit und ich,
einander freundlich gesinnt bleiben.

Raunacht 12
5. Januar
Zum Licht erwachen