Unter dem Lebensbaum / Raunacht 4/20

Unter dem Lebensbaum,
dem riesigen Lebensbaum,
sitze ich eine Weile.
Eine lange, lange Weile.

Zünde mir eine Pfeife an,
eine dicke, runde Pfeife
und rauche eine Weile lang,
eine lange, friedliche Pfeife.

Unter dem riesigen Lebensbaum
rauche ich eine lange Pfeife,
eine friedliche Weile lang.
Räuchere mir die Unruhe aus,
die nicht friedlich weilen kann
unter dem riesigen Lebensbaum,
dem friedlichen Lebensbaum.

Ein grosser Thujabaum mit mehreren Stämmen und ausladenden Ästen , beleuchtet durch dichte Lichterketten den Ästen und Stämmen entlang .

Die Impulse für die Raunächte bekomme ich dieses Jahr aus frau-achtsamkeit.de

Was ich suche …

… ist nicht das Teebesteck,
das goldene mit den Rosen.

… ist nicht die Kochkelle,
die hölzerne mit dem Loch.

… ist nicht der Pinsel,
der breite mit Flecken am Stiel.

Was ich suche,
das finde ich nicht.

Was ich finde,
suche ich gar nicht.

Die Knoblauchpresse, der Trüffelhobel, die Kochstäbchen aus Japan,
der Apfelstecher, die Muskatreibe – und was sollen hier bloss die Stifte?

Ich suche bloss einen Faden.

Einen Faden zum Binden,
was zusammen gehört.

Einen Faden zum Finden,
wo es weiter geht.

Einen roten,
wenn ich wünschen darf.

Ich suche den roten Faden.

Eine offene Küchenschublade mit den aufgezählten Gegenständen und mehr, alles durcheinander geworfen. Auf der schwarzen Ablage liegen die vergoldeten Löffel, unscharf auf dem dunkelgrauen Steinboden ein roter Faden.