Spuren der Zeit

Zeit ist flüchtig. Doch Zeit hinterlässt Spuren.

Zeit fassen, der zerrinnenden Zeit Bedeutung beiordnen, dem unbedeutenden Alltag Gewicht beimessen.

Tun wir das nicht alle hier? In Blogs und anderen Sammelbecken von losen und gefassten Gedanken, Gefühlen und Bildern und ähnlichem …

Gegen das Zerrinnen von Zeit und Sinn
Als ob Sinn an Zeit gebunden wäre
Als ob Sinn an Spuren gebunden wäre

Meine gefassten Zeitschnipsel, Spuren von Alltag und selten auch von Feiertagen versuche ich zu inventarisieren. Dadurch bekommen die Einzelteile Platz in einer Ordnung. Vermute ich, hoffe ich.

Tag 35 Tiefschlaf

Impuls zum Lyrikmonat #lyrimo: Impuls

https://lyrimo.wordpress.com/2020/04/16/16-04-2020-impuls/

Kunst ist wie Angeln

im Meer der Impulse

Welcher beisst an?

Screenshot des Twitterbeitrages von @srfnews

Tiefschlaf

Tiefschlaf – Nach unzähligen Überstunden

Tiefschlaf – nach Einsatz über persönliche Grenzen hinaus

Tiefschlaf – nach Unterricht am Bildschirm, der wörtlich ein Reden gegen die Wand ist. Denn ich erhalte (als Belohnung) keine erheiternden Fragen, lustigen Kommentare oder kein witziges Dreinschwatzen. Auch die frechen, aufsässigen und aggressiven Kinder vermisse ich, und genau um sie mache ich mir nachts im Tiefschlaf Sorgen.

Kein Tiefschlaf auch für Eltern und Menschen in „systemrelevanten Berufen“. („Systemrelevant“ bedeutet auch: das System ist relevant.)

Tiefschlaf – wurde bestimmt auf anderem Hintergrund geschrieben, aber der Impuls beisst zu, wann er will. Ich bin erschöpft.

Wer bist du

Impuls 16: Flickengedicht aus Rilkes Schutzengel

Der Vogel, der erwachte in der Nacht und rief:
den Namen in den Abgrund, tausend Nächte tief.

Er war am Anfang schon. Ich wurde langsam
und bang vor seiner Schönheit, scheu und unsichtbar.

Er hat mich oft gerufen, aus dem Verlorengehen und Fliehn.
Du: voll von Wundern und von Wissen, voller Melodien.

Du Vogel, unter dessen Flügeln
ich warm und sicher werde:
Erlaubst du, dass ich frage?
Wie heisst du?

Glaubensbekenntnis

Wenn jemand sagt: „Ich glaube an dich.“ Oder: „Glaube an dich!“

Was ist damit gemeint?

Klingt irgendwie nach Leistung, nach „du schaffst das“. (Eine Prüfung, eine Aufgabe, einen Wettkampf oder so.)

Ziemlich oberflächlich.

Ich glaube, dass ich den Alltag bewältigen kann, dass ich die Tage beginnen und beenden kann in aller Schwachheit.

Ich glaube, dass ich den Weg zu mir selber und zu Gott immer wieder finden werde und daran, dass ich diesen inneren Weg auch gehen kann. Schritt um Schritt.

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Bild: Eine bearbeitete Seite aus: Elena Brower, entdecke dich, Das Achtsamkeits-Journal

Reisen

Reisen beginnen mit dem Verlassen. Du lässt die bekannte, sichere Umgebung hinter dir.

Die Unsicherheit beginnt beim Packen. Was brauche ich alles, um mir Sicherheit vorzugaukeln?

Ich bin wohl ein unsicheres Wesen. Das ganze Sammeln, Fotografieren, Dokumentieren dient doch nur als Geländer im auf und ab der Zeit. Nur?

Was gestehe ich mir zu, was nicht?

Aufbruch. Die Front zieht ab und gibt den Weg frei.