Beruf: Weltveränderer

Impuls zum 4. #lyrimo: „Das Grosse beginnt im Kleinen“, eine kleine #wunderweisheit

Vorbemerkung: Damals am Gymnasium wollten wir Weltveränderer werden, als Beruf.

Version 1

Weltveränderer
ändern vorher ihren Kontinent

Kontinentveränderer
ändern vorher ihr Land

Landveränderer
ändern vorher ihr Dorf

Dorfveränderer
verändern vorher ihre Familie

Familienveränderer
verändern vorher ihre innigste Beziehung

Beziehungsveränderer
ändern vorher sich selbst

Heute finde ich, dass Weltveränderer in erster Linie Friedensstifter und Friedenschliesser sind.

Version 2

Weltveränderer
stiften vorher Frieden in ihrem Kontinent

Kontinentveränderer
stiften vorher Frieden in ihrem Land

Landveränderer
stiften vorher Frieden in ihrem Dorf

Dorfveränderer
schliessen vorher Frieden mit ihrer Familie

Familienveränderer
schliessen vorher Frieden mit ihrer innigsten Beziehung

Beziehungsveränderer
schliessen vorher Frieden mit sich selbst

Im Vertrauen

Im Vertrauen,
ganz im Vertrauen
teil ich mit dir,
mein Geheimnis.
Behalt es bei dir.

Im Vertrauen,
ganz im Vertrauen
teil ich mit dir,
ihr Geheimnis
Du hasts nicht von mir.

Trotz Vertrauen,
teile ich dir mit
(ich darf das schon sagen)
ihr Geheimnis
Du hasts nicht von mir.

Du hasts nicht von mir.
Ich darf das schon sagen,
du hasts nicht von mir.
Ich darf das schon sagen.
Du hasts nicht von mir.

Ich darf das schon sagen.
Du hasts nicht von mir.
Du hasts nicht von mir.

Nicht von mir.

Beitrag 3 zum Lyrikmonat #lyrimo

Michaelistag

Heute Nacht bin ich haarscharf um einem Darmverschluss gekommen. Der Gatte hat gebetet und ich dachte, wozu? In Gesundheitsdingen lässt mich Gott immer hängen, immer.

Ich habe weiter massiert, geschüttelt, geklopft. Es wurde besser und gut.

Danke, vergiss es nicht!

Sinn

Der Sinn des Lebens.
Eine grosse Frage.
Umkehrfrage:
Wo oder wie kommt uns der Sinn unseres Lebens abhanden?

Eile
immer schneller

Äusserlichkeit
Schein statt sein
sein, wie die anderen
haben, was die anderen haben
Immer mehr

Ablenkung
Handy, Musik
Anderswo sein, im Telefon, im Film

Was hilft?
Wie stopfe ich die Löcher
durch die der Sinn zerrinnt?

Langsam vs Eile

Innerlichkeit vs Äusserlichkeit

Zeit mit sich selber
Zeit mit anderen
mit echten, realen, anwesenden Lebewesen

Gegenwart vs Ablenkung
sich ( wieder ein-) sammeln
Was ich im Augenblick tue, ist wichtig.
Weil das Leben jetzt stattfindet.

Jetzt.

Hier.

Morgenmeisen

Dem Regen zum Trotz ruft die Meise ihr Ziwit in den Morgen. Sie wird wohl einen trockenen Ast im Kastanienbaum haben. Plan A war, mit ihrem Partner das neue Nest weich zu polstern. Aber nun, da der Nieselregen fast in bassen Frühlingsschnee übergeht, wird man zum Plan B übergehen müssen. Und der heisst: futtern.

Bei diesem Wetter sind Insekten rar und im April findet sich in den meisten Futterhäuschen kein Korn mehr. Es bleibt der Weg vor dem Café. Natürlich haben die Raben gestern aufgeräumt, aber einige Krümel werden wohl übrig geblieben sein, man muss sie nur suchen. Und das bedeutet Gefahr.

Die Strasse ist das Revier der Rabenkrähen, der Katzen und Menschen. Hat schon jemand Meisen auf dem Boden gesehen? Meisen irren sich selten im einschätzen von Gefahren.

Das Meisenpaar hockt also auf der Kastanie und beobachtet. Ein Junge rennt durch das Geniesel ins Café. Etwas später eilt er mit einer Tüte unter der Jacke wieder davon. Dabei beisst er in ein frisches Gipfeli.

Sehr gut. Gipfeli geben viele Brosamen. Gleichzeitig fliegen sie los, um ein Stück der knusprigen Kruste zu erhaschen, bevor es weich ist und kehren sofort wieder in den sicheren Baum zurück.

Ihr kurzer Flug jedoch ist vom Raben bemerkt worden. Er fliegt auf, landet keck auf der Strasse vor dem Café und beginnt zu picken. Dabei stolziert er respektlos hin und her, bis jeder Krümel verschwunden ist, um krächzend in seinem Baum zu verschwinden.

Die Meisen rutschen nahe zusammen und trösten sich gegenseitig über das verdorbene Frühstück hinweg.

Wenn das so weitergeht

„Wenn der Tag weitergeht, wie bisher, werde ich ihn nicht überleben“, dachte Fiona und übergab sich Mal. Die Übelkeit war nicht das Schlimmste. Es war das Dröhnen im Kopf, das seltsame Lichtspiel vor ihren Augen und der Schmerz, der Schmerz.

Morgens mit dem ersten Schritt fing es an. Schlaftrunken stolperte Fiona über ihre Hausschuhe, konnte sich am Kleiderschrank abstützen, sonst wäre sie gefallen. Der Kaffeemaschine fehlten Wasser und Bohnen. Das nervt.Wie immer war sie spät dran. „Früh genug“, dachte sie.

Heute wird ein Auftrag vergeben, finanziell und inhaltlich interessant. Eigentlich sind nur zwei Mitarbeiter in der Lage, dieses Projekt erfolgreich abzuwickeln, Fiona und ihr ewiger Konkurrent Peter.

Wer heisst heute schon Peter, grinste sie in sich hinein, und schlüpfte in ihre Schuhe. Geschnürt werden sie im Lift. Ein kurzer Blick auf die Wetterapp, es soll schneien? Die Winterreifen liess sie vor drei Tagen austauschen. Mit den Sommerreifen wird sie keine Chance haben.

Zu Fuss wird es sehr knapp. Vor der Haustür liegt feuchter, matschiger Stadtschnee. Beim dritten Schritt schwankt Fiona, fängt sich aber wieder auf. Hoffentlich fährt die Strassenbahn, oder hat die auch schon Sommerreifen drauf?

Fiona schreitet, schlittert, stürzt fast, aber es geht. Sie wird mutiger, versucht etwas Tempo draufzulegen. Dann hört sie das Kreischen der Strassenbahn in der Kurve. Jetzt nicht aufgegeben, denkt sie, torkelt über die Strasse, fast geschafft.

Eine halbe Schraube, in Schräglage, sie donnert, das Handy in der Hand schützend mit dem Kopf auf den Randstein.

Bleibt liegen. Betäubt, Lichter vor den Augen, Stimmen in den Ohren. Dann kamen Schmerz und eine unheimliche Übelkeit. Man lehnte sie an eine Laterne, durchnässt und verschmutz. Stadtschnee.

„Wenn der Tag weitergeht, wie bisher, werde ich ihn nicht überleben.“ Eifersüchtige Wörter hoch zu den Kopfschmerzen: „Wer heisst denn schon Peter.“