Reise nach Weihnachten

Jedes Jahr beginnt die Reise nach Weihnachten irgendwann Ende November oder Anfang Dezember. Selbst wenn ich noch immer hauptsächlich auf dem Bett liege, kommt wenn nicht Stimmung, so doch das Thema auf. Zum Beispiel wenn in der Agenda die Wochentage mit Tannen gekennzeichnet sind.

ATC Tannen, Aquarell und Tusche

Dann kam der Schnee. Ich liebe den Winter, die Kälte und die klare Luft, die Schönheit des Schnees, Spuren im Schnee und das warme Feuer im Ofen.

Schneeweisschen und Rosenrot im Garten
Stechpalme im Garten
Dramaqueen
Die mit den Hüten

Unterwegs von und zu Therapien musste ich einfach ein paar Bilder knipsen.

Tag für Tag
Schritt für Schritt
Kerze um Kerze
rieselt die Zeit
der dunklen Nacht entgegen.

Den Alltag begehen 4

Was die Scanner-Persönlichkeit nicht wahrhaben will, für die Fatigue-Betroffene aber wesentlich ist: die Pause.

Vor vielen vielen Jahren habe ich Soziologie studiert. Dabei habe ich vom Begriff „Reproduktion der Arbeitskraft“ gehört. Die Arbeitskraft muss wiederhergestellt werden, sonst geht sie aus.

Essen und Pause machen sind keine unproduktiven Tätigkeiten. Sie produzieren meine Arbeitskraft. Die Arbeitskraft brauche ich im Beruf, in Tätigkeiten rund um Haushalt und Betreuung und in ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Wie viel Pause eine Person benötigt, um die Arbeitskraft zu Regenerieren, ist individuell unterschiedlich. Personen mit Fatigue Syndrom benötigen mehr Pausen, da auch die Arbeitskraft schneller versiegt.

Zur Zeit bin ich dabei, Pausen bewusst und häufiger in meinen Alltag zu integrieren. Dabei stellt sich die Frage, wie ich mich am besten erhole.

Jahreskreis, weben durch acht Jahreszeiten

Ich habe bemerkt, dass es mir gut tut, nach einer kurzen Zeit des gar nichts Tuns, einer einfachen handwerklichen Tätigkeit nachzugehen. Bei diesen Tätigkeiten können die Gedanken hin und her fliessen und meine Gedanken kommen zur Ruhe.

Wegzeichen

Zeichen am Wegrand

Auf Wegen durch Raum und Zeit

Ankommen bei sich

Norwegen, 66 Grad 34 Minuten um 21:45h

Zeit und Raum verknüpft

In Schritten und Herzschlägen

Mein Raum, meine Zeit

Auf der Reise durch Norwegen hat mich die Veränderung der Tageszeiten bewegt.

Von Süd nach Nord wurden die Tage länger, die Nächte heller und nicht mehr als Nacht erkennbar.

Auf dem Heimweg nach Süden beschleunigte sich die Veränderung: Die Nacht wurde täglich dunkler.

Unsere Reise führte und nicht nur durch den Raum von Norden nach Süden, sondern auch durch die Zeit vom Sommer zum Herbst. Genau genommen ist die Reise durch die Jahreszeiten eine Reise durch den Raum, durch den Weltraum.

Raum und Zeit als voneinander abhängig wahrnehmen, hat mich bewegt. Und es hat mich eingeladen, über meine Räume und Zeiten zu sinnieren.

Meditation

Setzen, sitzen
dich niederlassen

Atmen

Dein ganzes Gewicht
mit dem Ausatmen
dem Mittelpunkt der Erde
anvertrauen

Auch das Gewicht der Gefühle, der Ängste und auch das Durcheinander der Gedanken?

Atmen

Aber das Durcheinander klebt an mir. Wie mit Spinnfäden ist es an mich knotet.

Atmen

Dein ganzes Gewicht
mit dem Ausatmen
dem Mittelpunkt der Erde
anvertrauen

Mit dem Einatmen kommt es wieder hoch.

Atmen.

Ja, ja, ich mach ja.

Dein ganzes Gewicht
mit dem Ausatmen
dem Mittelpunkt der Erde
anvertrauen

Reise zum Mittelpunkt der Erde, um alle verlorenen Gewichte einzusammeln, die da hängen und kleben in den Spinnweben von dem Leben, das ich nicht weiter weben kann. Ich habe das Muster vergessen.

Sei still und atme.

Atmen.

Mein Gewicht mit dem Ausatmen
dem Mittelpunkt dem Erde hinterher schmeissen.

Sachte, sachte. Sei still und atme.

Und quatsch keinen Blödsinn.

Ich atme ein. Ich atme aus.

Und wenn du mich nervst, schalte ich deine Stimme aus! Dich kann ich stumm schalten, du Meditationsapp. Meine Gedanken nicht.

Wär auch zu einfach.

Atmen.

Augen öffnen.

Steh auf und …

Schon gut, danke, schönen Tag noch.

Ein Beitrag zum Lyrikmonat #lyrimo.

Übrigens hilft mir die App Balloon beim Meditieren, wenn es ohne nicht gelingen will.