Weltbilder / Inventar

Zeit ist flüchtig. Doch Zeit hinterlässt Spuren.

Stickrahmen mit kreisförmig geschnittenen Stoffen. Von aussen nach innen: Dunkelblau mit goldenen Sternen und Monden; Sandfarbe mit Muschel bedruckt, türkisgrün gefleckt. Im grünen Stoff linsenförmige Spalten, durch die man auf den Stoff mit Sternenhimmel sieht. Im Zentrum ein rosa Stoff bedruckt mit hellen Schmetterlingen, ein dunkler Schmetterling darauf genäht.
Weltenrund 1
Perspektiven

mein Körper auf der Erde
die Erde im Sonnensystem
das Sonnensystem im All

Spuren der Zeit:

  • Als Erinnerung, Prägung … in Gedanken (Tagebücher, Social Media, Blogs)
  • Im Altern des Körpers, als Narben an Körper und Seele (Symbolisch: Baumperlen, Geflickte Objekte, recycelte Objekte)
  • Durch Gebrauch und Verbrauch (Gebrauchsgegenstände, Kleider)
  • In Entstehungsprozessen (Jahresprojekte, Therapieprojekte)
  • In Dokumentationen und Tagebüchern (Weltenrund, Textilobjekte, Symbolbilder, Challenges)
Runder Rahmen aus Haselrute. Mit dunkelblauem Garn und Draht ein rundes Webstück im Rahmen fixiert. Im Zentrum weiss mit grauen und schwarzen Sprenkeln, dann breites Band rot, durchbrochen von vier schwarzen Dreiecken, zur Windrose geordnet. Die Windrose bedeckt den halben Durchmesser.
Dünnes Weiss, hellbraun, gemischte Erdfarben, hellgrün, grün mit rosa Kreisen, drei blaue Streifen, nach aussen dunkler.
Weltenrund 2
Die Mutter Erde
dünne Haut von Leben
auf glühendem Stein
Collage aus s sechs Bildern: Gross der ganze Rahmen, darum Details der einzelnen Glasperlen.
Ovaler Rahmen aus mehrfach geschlungenen Zweigen. Drin ein rundes Gewebe mit Glasperlen. Mitte weiss, mit Gold umrandet, weisse Glasperle mit Regenbogenfarben. Oberes Viertel weiss mit  durchsichtiger Glasperle, in der Perle Luftblasen. Rechtes Viertel hell- und dunkelrot, rote Glasperle mit rotweissem Streifen. Unten grob braun gewebt, wenig grün und rosa nahe dem Zentrum, Holzperle naturgeformt (Baumperle). Links verschiedene Blautöne mit hellblauer Perle.
Weltenrund 3

Vier Elemente um das Geheimnis des Lebens

Liegen / Textil 5

Zwanzig Stunden liegen soll ich. Täglich.

Eine angeschlagene Bandscheibe hat meine Covid-19 Erkrankung vom Oktober zum Anlass genommen, sich zu entzünden.

Dennoch

Neugierig bleiben
Sich wundern
Sich freuen

Erst recht
das Land entdecken
innerhalb der Grenzen

"Tiefer hinein
Höher hinauf"*



*C.S. Lewis, Narnia, der letzte Kampf

Im Nichtstun bin ich denkbar schlecht. So ist mein Bett mit Projekten und Zubehör angereichert.

Auf einer Unterlage hält eine Hand einen Bandwebstuhl, senkrecht fotografiert, darum kaum erkennbar. Unten das angefangene Band in hellgrün und gelb mit Randstreifen in petrol. In der Mitte ein Webschiffchen mit gelbem Garn, oben Brettchen, in denen die Fäden eingezogen sind. Alles liegt auf dem Schoss, die Beine sind auf einem Kissen hochgelagert.
Bandwebstuhl mit Brettchen

Plötzlich diese Lust zu spinnen. Ausgerechnet! Im Bett? Und alle 30cm aufwickeln?

Da fällt mir ein, dass es erst kürzlich in der Handspinnerey von chantimanou.de ein Video zu „unterstützten Spindeln“ gab, also Spindeln, die nicht hängen, sondern auf einer Unterlage laufen. Mir schien das äusserst schwierig, ein Projekt für frühestens nächstes Jahr.

Nächstes Jahr? Jetzt habe ich Zeit im Überfluss und kann Abwechslung brauchen – lass es mich versuchen!

Links neben dem Oberschenkel hält die linke Hand eine Spindel, die in einer Glasschale steht. Der gelbe Faden ist unten als Knäuel auf die Spindel gewickelt, dann um den Spindelstab nach oben, schliesslich geht er oben schräg nach rechts weg.
Unterstützte Spindel

Zu meinem Erstaunen ist mir ein halbwegs gleichmässiger Faden gelungen. Stabil ist er noch nicht, aber ich übe weiter!

Zwischen
Stillhalten und Aktivismus
Innehalten und Aushalten
Sammlung und Ablenkung
Zwischen
Hoffen und Verzweifeln

Dem Verzweifeln schiebe ich schnell den Riegel, Handarbeiten zu einem Hörbuch lenkt wunderbar ab.

Webprojekt zwei / Textil 3

August 2020

Mutters Wolle enthält viele kleine Knäuel. Ich mische sie mit ersteigerten Knäueln und Sockenwolle zu einer Kette. Noch vor den Sommerferien 2020 habe ich sie geschärt.

Anfang September habe ich den Webstuhl bespannt, viele Fehler entdeckt, behoben und angewebt.

Es sollen ein Schal und eine Mütze daraus werden. Der Schuss ist aus einem dickern Wollgarn. Damit man die Kettfäden sieht, habe ich den Schuss doppelt genommen. Zwischendurch habe ich bunte Schussfäden eingewebt.

Experimente zum Auflockern:

Der Schal ist gewoben, es bleibt das Vernähen der vielen Fäden.

Weben / Textil 2

Da ich wegen der kranken Hände nur noch wenig Glasperlen wickeln kann, bin ich mit der Weberei einen Schritt weiter gegangen: Ich konnte den Webstuhl, den wir Schwestern meiner Mutter zur Pensionierung geschenkt hatten, abholen. Er steht jetzt im Hobbyraum des Gatten. Nun können wir gemeinsam werkeln dort unten.

Das Zusammenbauen ohne Anleitung klappte recht gut. Schwierig wurde das Einhängen der Schächte, aber das habe schliesslich auch hinbekommen. Darauf bin ich ein wenig stolz.

Mein erster Versuch wurde ein Flickenteppich aus alten T-Shirts. Ich habe dabei den Webstuhl kennengelernt und anschliessend kleine Fehler beim Einrichten korrigieren können.

Über den Winter liegt der Teppich in der Küche. Was mich freut: Der Gatte hat mehr davon bestellt.

Mutters Wolle / Textiles 1

Ich sitze auf dem Boden zwischen unzähligen Wollknäueln in allen Farben, wobei Wollknäuel nicht wörtlich zu verstehen ist. Es ist auch Baumwollgarn und Mischgewebe dabei und viel Verheddertes.

 

Mutter hat früher viel gestrickt, Pullover, Mützen, Handschuhe. An manche Wollen und Knäuel kann ich mich erinnern. Andere verblüffen mich: Was hat sie bloss daraus gestrickt?

So hocke ich nun hier und entwirre Mutters Fäden.

Meine Beziehung zu ihr hat sich in den vergangenen Jahren weitgehend entwirrt. Auch wenn die Knoten nur von einer Seite her gelöst werden, kommt man langsam zum Ziel. Vielleicht geht das sogar einfacher, als wenn an beiden Enden gezurrt und gezerrt wird.

Mein erster Plan war, ihre Wolle in kleine Quadrate zu häkeln und zu stricken, daraus sollte eine Decke werden. Kleine Stücke kann ich mit meinen angeschlagenen Händen produzieren.

Soweit bin ich bis heute gekommen.

Dann lachten mich neue Techniken an: Zuerst das Bandweben, dann das Weben überhaupt.

Inzwischen ist Mutter Urgrossmutter geworden und ich Grossmutter. Von Mutters Lebensfaden ist noch etwas übrig, aber nicht mehr viel. Ich nehme ihren Faden auf, werde in der Generationenfolge ihren Platz übernehmen. Vielleicht findet der eine oder andere Faden am Bett des Enkels einen neuen Anknüpfungspunkt.